Pilgern in eine ganz andere Welt

Pilgern in Kalifornien? – Das, was auf den ersten Blick überraschend klingt, war für eine Gruppe Jugendlicher und junger Erwachsener aus der Pfarrei St. Laurentius eine spannende Glaubenserfahrung.

Gemeinsam mit Pfarrer Oliver Rothe und anderen Jugendlichen aus dem Münsterland machten sie sich auf den Weg, um entlang der franziskanischen Missionsstationen zwischen Los Angeles und San Francisco katholische Glaubensspuren zu entdecken. Und diese waren reichlich vorhanden. „Besonders faszinierte mich, dass wir überall so gastfreundlich aufgenommen worden sind. Wo wir auch hinkamen, die Menschen begegnet und offen und fröhlich“, berichtet Jessica Nieland, für die es die erste Reise in die USA war. Ihr Bruder Joshua ergänzt das: „Ich war schon platt, als ich hörte, dass der Erzbischof von Los Angeles für unsere Pilgergruppe Zeit für ein Gespräch ermöglichte. Er hat uns viel über die Kirche in den USA berichtet.“ Diese Kirche erlebten die Jugendlichen allerdings während ihrer ganzen Reise, ob bei einem Besuch einer Pfarrei in Hollywood oder in Sausalito, wo der Pfarrer für die deutsche Gruppe selber ein Mittagessen gezaubert hatte.

Eine außergewöhnliche Erfahrung war für alle Beteiligten die Arbeit in der franziskanischen Suppenküche von San Francisco: „Wir haben einen Vormittag lang über 1.500 Essen portioniert und ausgegeben. Ich hätte nie für möglich gehalten, dass es in so einem reichen Land eine solche Armut gibt“, stellt Lennard Kasberg fest. Für die Pilger aus Deutschland war es eine Herausforderung, diesen Dienst zu übernehmen, aber alle waren sich am Ende einig, dass dieser Vormittag jeden stark geprägt hat.

Auch die Architekturbegeisterten kamen auf ihre Kosten. In der Metropole Orange südlich von Los Angeles besuchten die Sendener die Christal Cathedral, eine katholische Kathedrale nur aus Glas, die bis vor einigen Jahren noch eine evangelikale Mega-Church war und dann katholisch umfunktioniert wurde. Ein Highlight war auch eine spirituelle Führung in der Kathedrale Christ the Light in Oakland. Diese Kirche, die erst 2008 geweiht wurde, spielt mit dem Sonnenlicht Kaliforniens und wirkt dadurch besonders prächtig und eindrucksvoll.

Als Pilger entlang des Camino Real besuchten die Jugendlichen auch die Missionsstationen in Santa Barbara und Carmel. In beiden Orten lernte sie über die Missionierung Kaliforniens im 18. und 19. Jahrhundert. An vielen Orten ist das franziskanische Erbe noch äußerst lebendig – nicht zuletzt in den vielen Ortsnamen, die auf die Heiligen zurückgehen.

Neben vielen Glaubenserfahrungen kam die Erkundung des Landes aber auch nicht zu kurz: Baden im Pazifik, Besuch des weltberühmten Hollywood-Zeichens, eine Fahrradtour über die Golden Gate Brücke oder eine Nachttour über die Gefängnisinsel Alcatraz. Die Sendener waren beeindruckt vom Land der unbegrenzten Möglichkeiten, wie Simon Dunkel resümiert: „Ich habe auf dieser Pilgerreise eine ganz andere Welt entdeckt, von der ich fasziniert bin. Insbesondere das katholische Leben dort war so anders als bei uns – einfach fröhlich.“

Pfarrer Rothe zeigte sich auch sehr zufrieden mit der Reise: „Wir hatten das Glück, eine Gruppe mit an Bord zu haben, die neugierig auf Land und Leute waren. So konnten wir alle als Gemeinschaft eine besondere Glaubenserfahrung machen.“