„Maria stand auf und machte sich eilig auf den Weg.“ (Lk 1,39)

19 Jugendliche beim Weltjugendtag in Lissabon

„So ‘was habe ich noch nie erlebt.“, „Unglaublich.“, „Wahnsinn!“. Das waren die ersten Eindrücke, als wir gegen Mittag mit dem Flugzeug in Lissabon landeten.

Bereits am Flughafen wurde deutlich, dass es kein normales Großevent war, zu dem wir 19 Jugendlichen mit Rosália Rodrigues und Pfr. Dr. Oliver Rothe aufgebrochen waren. Obwohl alle Menschen das gleiche Ziel hatten, möglichst schnell an die jeweiligen Check-In-Points zu kommen, spürte man doch die Friedlichkeit aller Anwesenden.

Gestartet waren wir am frühen Morgen des 02.08.2023 am Flughafen Köln-Bonn, um gen Lissabon aufzubrechen. Aufgrund des Vortreffens am Pfingstmontag, den Begegnungen beim monatlichen „Let’s talk and pray“ und Fahrten nach Hamburg, waren wir bereits bestens untereinander vernetzt.

Nachdem Koffer und Rucksäcke vom Band geholt waren, brachen wir mit Bus und S-Bahn zum Check-In auf, um unsere Pilgerpässe zu erhalten. Während dieser ersten 30 Minuten traf man bereits auf Glaubensschwestern und -brüder aus Brasilien, Spanien, Kroatien, Frankreich, etc. und konnte bereits einiger seiner „Bistum Münster Give-aways“ eintauschen.

Am späten Nachmittag erkundeten wir zum ersten Mal die Stadt. Man spürte sofort die Lebendigkeit, welche 1,5 Millionen Pilger in eine Stadt bringen, die nur 500.000 Einwohner hat. Obwohl diese Menschenmassen für die Einheimischen wohl phasenweise mehr Zumutung als Gottes Geschenk waren, wurden wir von der Bevölkerung mit unglaublicher Herzlichkeit behandelt.

Wenngleich die schiere Masse der Pilger auf der einen Seite Freude machte, war sie doch beim Anstehen für die Pilgermahlzeit eher hinderlich. Die mitunter sehr langen Wartezeiten gingen mit dem gemeinsamen Austausch der Mitanstehenden aus anderen Ländern allerdings auch schnell vorüber.

Am ersten Abend besuchten wir die Aktion „Nightfever“, die sich auf dem Weltjugendtag 2005 in Köln gegründet hatte. Zentrales Element ist hier die Aussetzung des Allerheiligsten, Jesus Christus selbst, in der Monstranz auf dem Altar. Begleitet wird diese Begegnungsmöglichkeit mit dem Anzünden von Kerzen, der Mitnahme von Bibelzitaten und dem Empfang des Sakraments der Buße. Aufgrund des riesigen Andrangs warteten wir zunächst 45 min, um in die Kirche hineinzukommen. Drinnen jedoch hatte jeder Einzelne von uns die Möglichkeit des persönlichen Austauschs mit Jesus Christus trotz der stickigen, heißen und lauten äußeren Verhältnisse.

Wir beendeten einen spannenden und erlebnisreichen Tag mit einem Abendimpuls, bei dem jeder seinen ersten Tag in 3 Worten zusammenfassen sollte. Drei häufig Genannte waren „Begegnung, Freude, Glaube“, welche auch die nächsten Tage prägen würden.

Der Donnerstag begann mit einer Katechese des Bistums Münster und des Erzbistums Köln in einer Kirche am Rand von Lissabon. An diesem Tag sprachen wir mit Weihbischof Hegge über die Hochzeit von Kana. „Was er euch sagt, das tut“ (Joh 2,5). Der Weihbischof stellte in seiner Katechese insbesondere dieses Hören auf Jesus Christus in den Vordergrund. Im Anschluss an seine Katechese schloss sich eine Diskussionsrunde an. Auf die Frage, wie man nach den bewegenden Erlebnissen des Weltjugendtags in der Heimat Menschenfischer in der modernen Zeit sein kann, antwortete der Weihbischof, dass es wichtig sei, von seinen ganz persönlichen Christuserfahrungen Zeugnis abzulegen und im Glauben an ihn zu leben. Nur so könne man die Botschaft Jesu Christi weitertragen.

Nach der Katechese brach man zum „Parque Eduardo VII“ auf, in dem der Papst gegen 18 Uhr begrüßt werden würde. 500.000 Pilger ließen die Anlage zum Bersten gefüllt sein. Und auch hier wurde wieder die friedliche Grundstimmung dieser Tage deutlich, sodass trotz der Menschenmassen keine Panik aufkam. Wir fanden schließlich an einem relativ steilen Hang einen Platz. Auf den ersten Blick erschien dieser wenig ideal, sah man doch keinen Bildschirm und war der Sonne voll ausgesetzt. Dies wurde jedoch vollends dadurch ausgeglichen, dass der Heilige Vater 30m von uns entfernt vorbeifuhr und uns den päpstlichen Segen erteilte. Ein unglaubliches Gefühl, auch für die, die ihn bereits häufiger erlebt hatten.

Bei seiner Begrüßungsrede hob er hervor, dass Gott uns alle bei unserem Namen ruft als seine wertvollen Kinder. Er lud weiterhin alle Jugendlichen ein, diese Tage als ein lebendiges Echo Gottes Liebesruf werden zu lassen und ferner auch über den Weltjugendtag hinaus mutig, durch Gottes Liebe beschützt, vorwärts zu gehen.

Auch diesen Tag schlossen wir, erfüllt von der Freude von der Begegnung des Papstes mit einem Impuls ab, die täglich von anderen Jugendlichen vorbereitet wurden.

Der Freitag, der Festtag des Hl. Pfarrer von Ars, stand im Zeichen der Barmherzigkeit Gottes und damit auch im Zeichen des Sakraments der Buße. Wir begannen ihn mit einem Impuls, der das Zitat „Wer glaubt ist nie allein“ aus dem gleichnamigen Kirchenlied in den Fokus rückte. Dieses Zitat war perfekter Ausdruck dessen, was wir bereits erlebt haben und noch erleben würden.

Die Atmosphäre bei der Katechese war sehr gelöst. Begleitet von kontemplativer Musik und Bibelimpulsen nutzten viele von uns die zahlreichen Beichtgelegenheiten auf dem Kirchplatz.

Nach dem Feiern der hl. Messe brachen wir dann nach Belém auf, wo wir uns in Kleingruppen auf dem Youth Festival aufhielten und einige von uns von der Spitze des "Padrão dos Descobrimentos“ die Aussicht und den uneingeschränkten Blick auf die Christus-Statue genossen.

Nach einer aufgrund der Pilgermassen, spannenden Rückfahrt beteten wir gemeinsam mit dem Heiligen Vater den Kreuzweg, bei der wir dem Leiden Jesu Christi, aber auch den Leidenden der Gegenwart gedachten.

Am Samstag starteten wir voller Freude auf das anstehende Pilgern mit einem Morgenimpuls zum Wirken unserer Gottesmutter Maria. Generell war es eine Freude die allgegenwärtige Verehrung Mariens in Portugal hautnah mitzuerleben, die noch einmal einen ganz neuen Impuls im Glauben gibt.

Nachdem sich alle für das Pilgern und die Übernachtung auf dem Feld eingedeckt hatten, pilgerten wir bei ca. 40 Grad Celsius eine Strecke von 15 km zum Tejo-Park, wo die Vigil und die Aussendungsmesse stattfinden würden.

Dieser gemeinsame Weg war für alle herausfordernd, doch zeigte sich hier die besondere Gemeinschaft unserer Gruppe. Wenn jemand sein Gepäck nicht mehr tragen konnte, wurde es verteilt; brauchte jemand eine Pause, hielten alle an. So kamen wir am frühen Abend alle an und fanden letztendlich einen Platz, an dem wir alle beisammen unsere Schlafsäcke ausbreiten konnten.

Dann kam schon der Moment, der für viele von uns ein unvergesslicher Moment und Highlight des WJT gewesen ist. Nach dem gemeinsamen Beten der Vigil wurde das Allerheiligste, Jesus Christus, in der Monstranz auf dem Altar ausgesetzt.

Stille. Eineinhalb Millionen Pilger schwiegen und beteten.

Dies war ein Moment voller Hoffnung und Zuversicht. Der Glaube und die Kirche sind lebendig und haben Zukunft.

Nach der Anbetung unterhielt man sich mit Gläubigen anderer Nationen, die allesamt die gleiche Erfahrung gemacht haben.

Am Sonntagmorgen begann es plötzlich um 06:30 Uhr über den Platz zu dröhnen. Ein portugiesischer Priester weckte uns alle mit religiöser Elektro-Musik. Zu Gloria und Halleluja mit Elektro-Beats packten wir unsere Schlafsäcke, um uns auf die Aussendungsmesse mit dem Hl. Vater vorzubereiten. Nach einer erfüllenden Liturgie machten wir uns auf den Weg zurück in die Stadt, was bei über 40 Grad nicht unbedingt einfach war.

Nach einigen Stunden des Ausruhens machten wir uns noch einmal in die Stadt auf, um die Festungsanlage Castelo de São Jorge zu besichtigen und diese wunderbaren Tage bei einem gemeinsamen Abendessen ausklingen zu lassen.

Am Montag machten wir uns früh zum Flughafen auf, um die Heimreise nach Deutschland anzutreten, wo wir am frühen Abend landeten.

Was bleibt also vom Weltjugendtag? Es sind die gemeinsamen Erinnerungen, die persönlichen Christuserfahrungen, die zahlreichen Begegnungen mit Gläubigen anderer Länder und, wie oben erwähnt, das Vertrauen auf eine erfolgreiche Zukunft der katholischen Kirche, auch verbunden mit der Vorfreude auf kommende Weltjugendtage.

Eindrücke des Weltjugendtages: