Geschichte der Pfarrei und Sankt Laurentius Kirche in Senden

Die Anfänge der Besiedlung Sendens lassen sich zeitlich nicht genau bestimmen, sie reichen bis weit in die urgeschichtliche Zeit zurück. Archäologische Funde weisen auf eine kontinuierliche Besiedlung durch die Sachsen um 700 n. Chr. hin. Im 8. Jahrhundert wurde das Münsterland christianisiert. Im Zuge dieses Prozesses gründete der Hl. Liudger, der später zum ersten Bischof von Münster wurde, um 800 ein Kloster in Werden an der Ruhr. In einem Heberegister dieser Abtei in Werden wird um 890 der Name Senden erstmals als „Sendinaon“ schriftlich erwähnt.

Mit dem Aufbau einer Kirchenorganisation wurden die ersten Pfarreien in Münsterland gegründet. So blickt auch die Pfarrei Sankt Laurentius auf eine lange Geschichte zurück. Das eigentliche Alter der Pfarrei in Senden bleibt aufgrund der fehlenden historischen Quellen unbekannt. Kirchenhistoriker gehen davon aus, dass die erste Pfarrei in Senden in der ersten Hälfte des 11. Jh. gegründet wurde (nach 1023).  Zum ersten Mal wurde die Sendener Pfarrei im Jahr 1188 urkundlich erwähnt und zwar in einem Dokument, in dem mittgeteilt wird, dass die Sorge für die Sendener Pfarrei im Jahr 1187 dem Propst des Stiftes St. Martini in Münster übertragen wird.

Die neue Pfarrei wurde höchstwahrscheinlich auf dem bischöflichen Haupthof, den man durch Kauf oder Tausch vom Kloster Werden erworben hatte, errichtet. Patron der Pfarrei sowie der ersten Pfarrkirche, wurde der Hl. Laurentius, ein römischer Diakon zur Zeit des Papstes Sixtus II. Der Legende nach wurde Laurentius auf einem feurigen Rost zu Tode gemartert, als er gegen den Willen des Kaisers Valerian den Kirchenschatz an Arme und Kranke verteilte. Um die entstandene Pfarrkirche herum siedelten sich dann nach und nach Handwerker und Gewerbetreibende an.

Sankt Laurentius Kirche: Baugeschichte und Architektur

Die Kirche St. Laurentius befindet sich im Zentrum Sendens und prägt damals wie heute das Ortsbild. In der Urkunde, die für die Grundsteinlegung der heutigen Kirche entstand wird erwähnt, dass es schon das vierte Kirchengebäude an dieser Stelle ist. Die Kirchengebäude an sich mussten im Laufe der Zeit auf Grund von Zuzug der Menschen häufiger umgebaut und erneuert werden. So war es auch in Senden – die alte Pfarrkirche aus dem 15. Jahrhundert war zu klein geworden. Die heutige Kirche wurde in den Jahren 1870 bis 1873 im historischen Stil (Neugotik) erbaut. Die Architektur des Historismus basiert auf den Schriftwerken deutscher, englischer und französischer Autoren, in denen mittelalterliche, insbesondere gotische Architektur als persönliche emotionale Erfahrung und Ausdruck kultureller oder nationaler Identität wahrgenommen wurde. Der Entwurf der Kirche hat der berühmte Architekt Hilger Hertel der Ältere angefertigt. Die kleinere Vorgängerkirche wurde abgerissen und durch eine neue, dreischiffige Basilika ersetzt. Architektonisch ist es eine Kirche, deren Innenraum durch Säulen- oder Pfeilerreihen in drei Längsschiffe geteilt ist, deren mittleres höher ist als die seitlichen, so dass im Mittelschiff eine hochgelegene Fensterzone entsteht. Die Kirchenweihe fand im Jahr 1873 statt. Zu dieser Zeit war der Bau aber noch nicht vollendet. Im Jahr 1888 begannen die Bauarbeiten am Turm. Erst im Jahr 1890 wurde an die Spitze des Turmes das Kreuz, angefertigt vom Schmiedemeister Heimann, angebracht. Auf dem 30 Pfund schweren Hahn sind die Namen des Schmiedes "W. Hansen" und des Stifters "A. Hast" eingraviert. Zum Kirchenbau in Senden gibt es verschiedene Quellen, die z.B. beim Bistumsarchiv in Münster zu finden sind.

Ausstattung der Kirche: Kunstwerke aus der Vorgängerkirche

Die Vorgängerkirche aus dem 15. Jahrhundert war mit vielen wertwollen Kunstwerken ausgestattet.  Einige von ihnen wurden in die neue Kirche übernommen. So können wir sie auch heute noch bewundern.  Dazu gehören z.B. der Sakramentsturm in der Chormitte und der sakrale Wandschrank in der Nordostwand des Chorraumes. Der Sakramentsturm mit seinem Tabernakel zur Aufbewahrung des eucharistischen Brotes war ursprünglich Bestandteil des alten Hochaltars und wurde bei der Renovierung nach dem II. Vaticanum einzeln als Expositorium für die Aufbewahrung und Präsentierung der Hostienmonstranz genutzt. Der Wandschrank diente wohl ursprünglich als Aufbewahrungsort für heilige Öle, diente aber nach dem Konzil als Tabernakel. Bei der letzten Umgestaltung des Chorraumes im Jahre 2017 wurden beide wieder ihrer ursprünglichen Nutzung zugeführt. Der Grundstock der Orgel wurde im Jahr 1854 von dem Dülmener Orgelbauer Joseph Laudenbach unter Verwendung zweier älterer Register aus dem 18. Jh. geschaffen. Für die neue Kirche wurde die Orgel vom selben Orgelbauer um 11 Register erweitert. Aus der Vorgängerkirche wurden auch vier Glocken übernommen. Die jüngste und größte von ihnen (1833) wurde im letzten Krieg eingeschmolzen und wurde erst 1951 durch eine neu gegossene Glocke ersetzt. Diese neue Glocke schlägt heute die vollen Stunden, während die im Jahr 1732 gegossene und dem Hl. Johannes geweihte die Viertelstunden ankündigte. Die kunstgeschichtlich bedeutenderen Glocken sind die beiden aus den Jahren 1527 und 1528. Die Glocke von 1527 ist von außen im Dachreiter über der Vierung zu sehen, sie läutet den "Angelus".

Glasfenster und skulpturale Ausstattung

Zwischen den Jahren 1900 und 1913 wurden für die Kirche insgesamt sieben Fenster mit figuraler Ausstattung angefertigt. Drei von den Fenstern sind signiert, daher kennen wir die Werkstätten, die den Auftrag durchgeführt haben. Das älteste Fenster in der Marienkapelle wurde in der Hofmalerei Hertel im Jahr 1907 angefertigt. Der Inhaber – Franz Carl Hubert – war der jüngere Bruder des Architekten Hilger Hertel. Die restlichen Fenster hat die Firma Hofmalerei Wilhelm Derix hergestellt, die damals ihren Sitz in den Städten Goch und Kevelaer hatte. Die Glasmalerei Derix hat sehr eng mit dem berühmten Maler Friedrich Stummel zusammengearbeitet und viele von seinen Entwürfen ausgearbeitet. Es ist anzunehmen, dass auch die Entwürfe für die Sendener Kirche direkt von Stummel stammen. Das ikonographische Programm der Sendener Fenster enthält sorgfältig ausgewählte Bilddarstellungen. So sind hier folgende Szenen zu sehen: Krönung Mariens, Hl. Josef, Papst Pius IX., Wiederfindung des zwölfjährigen Jesus im Tempel, Hochzeit zu Kana, Heilung des gichtbrüchigen Mannes, Sünderin, die Füße von Jesu salbt, Treffen mit der samaritischen Frau am Jakobsbrunnen, Aussendung der Jünger in die Welt, Segnung der Kinder, Das letzte Abendmahl und die Kreuzigung Christi. Sakramente, Heilige, biblische Geschichten, Glaubensgespräche und vor allem die nicht endende Hoffnung sind die Zentralgedanken im Bildprogramm der Fenster in der Sendener Kirche. Im Mittelpunkt steht der Mensch, so wie er ist – manchmal mutig wie die Königin Ester, manchmal besorgt wie das Hochzeitspaar oder der kranke Mann. Oder ein Mensch mit schlechtem Gewissen wie die Frau am Jakobsbrunnen. Und dann ist da Gott, der diese Menschen so annimmt, wie sie sind. Er unterhält sich mit ihnen, er speist mit ihnen, lacht und feiert mit ihnen. Und dann gibt er das Leben seines Sohnes, um ihnen Hoffnung zu schenken.

Für die neue Kirche wurde im Jahr 1919 die Pietà angefertigt. Den Auftrag erhielt der Sendener Bildhauer Wilhelm Haverkamp. Die beeindruckende Skulptur mit dem Leichnam Jesu auf dem Schoß seiner Mutter befindet sich seit 2017 neben dem Verzeichnis unserer Verstorbenen im Turmbereich der Kirche. Ihr gegenüber steht die Figur Mariä Unterweisung, wo Mutter Anna die junge Maria im Lesen der Bibel unterrichtet. Zur der skulpturalen Ausstattung der Sankt Laurentius Kirche gehören auch die 14 Kreuzwegstationen, die Pfarrer Wegerhoff im Jahr 1874 in Kleve erworben hat. Im Zuge der Renovierung der Kirche im Jahr 1965 wurden die Stationen aus der Kirche entfernt und verkauft. Im Jahr 1983 sind sie zurückerworben, restauriert und neu eingesetzt worden.

Literatur: FRESE, W.-WERMERT, Ch.: Senden. Münster: Druckhaus Aschendorff, 1992, 824 S. / 100 Jahre Kirchbau St. Laurentius Senden/W. Münster: Hansa – Druckerei, 68 S. / KNÜMANN, R.: Senden. Entwicklung. Daten. Fakten. Dülmen: Vako Druck, 2012, 209. S. / HÖVELMANN, G.: Friedrich Stummel. Eine Lebensskizze. In: Der Kirchenmaler Friedrich Stummel (1850-1919) und sein Atelier. Hrsg. vom Kreis Kleve 1979, S. 15–28.